Reisen (Heft 2/2014)

Mit diesem Heft nehmen wir Sie mit auf Reisen. Reisen, Pilgern, Unterwegssein sind Motive, die religiösen Menschen, insbesondere im jüdischen, christlichen und muslimischen Kontext, geradezu wesenseigen sind: Gott ruft Menschen heraus aus ihren Gewohnheiten und Routinen, Selbstverständlichkeiten und Verstrickungen, um sie in Neues zu führen, ihnen neue Perspektiven zu ermöglichen, um mitunter auch wieder heimzukehren, um das Alte in neuem Licht zu sehen.

Reisen bildet – ein Motiv, das den Urvätern und -müttern des Glaubens in der biblischen Überlieferung eigen ist und das das Leben Jesu und der Apostel zur Zeit des Neuen Testaments ausmachte. Dagegen ist das Motiv der Beheimatung in der Gemeinde und Kirche ein eher fremdes und relativ junges Motiv.

Reisen bildet – in religiöser Dimension geschieht das auf mehreren Ebenen: Reisen ist für den Reisenden oder die Reisende eine Bildungsgelegenheit – die Persönlichkeit reift und das Wissen nimmt zu. Zugleich waren besonders die Reisen der Apostel und die Reisen Jesu dazu angetan, den Glauben auszubreiten und damit zur Bildung von Menschen, Gemeinschaften und Gesellschaften im Horizont des Glaubens beizutragen, also andere zu bilden.

Reisen bildet – seit jeher, wenn auch nach langer Pause in den letzten Jahren erst wieder in ganz neuer Bedeutung, ist Pilgern eine Form des bildenden Reisens – des Reisens nach innen und außen, als Buße und als Weg zu sich selbst und zu Gott.

Freilich ist das moderne Reisen – als Form des Urlaubs, als bildungsorientiertes Event zu antiken Ausgrabungsstätten, an sonnige Palmstrände oder in extreme Höhen und nicht zuletzt in Form von Geschäftsreisen – noch recht jung. Es hat mit Industrialisierung, mit Mobilität, mit Wohlstand, mit moderner Arbeit und Freizeit zu tun. Aber auch hier geraten immer wieder religiöse Dimensionen dazwischen.

Für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – auch sie ist in der gewohnten Form ja relativ neu – sind Fahrten und Lager, Freizeiten und Touren sozusagen profilbildend, nicht nur bei Pfadfindern: Gleichaltrige und Gleichgesinnte verbringen Zeit miteinander, lernen in der Gruppe, haben Spaß, teilen das Leben, leben im Glauben.

Auf all diese Dimensionen von Reisen, Pilgern, Unterwegssein, die in der gemeindepädagogischen Arbeit eine Rolle spielen, weisen wir in dieser Ausgabe hin. Allein schon die Arbeit an dem Heft hat Lust gemacht auf Reisen. Wir nehmen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, mit auf die Reise, um pädagogische und theologische Perspektiven aufzuzeigen und Anregungen zu geben für die eigene Praxis.