Lust auf Leben (Heft 3/2017)

LUST AUF LEBEN: »… wie denn, machen die in der Gemeindepädagogik jetzt auch schon ganz auf Spaßkultur?« – »Lust auf Leben«, der Titel dieser Ausgabe, deutet darauf hin. Daher kommen doch besonders wir Evangelischen eher von einem ernsthaften, rational geprägten Verantwortungskonzept, in dem Lust und Spaß eher Plätze in der Schmuddelecke der Vorstellungen haben.

Ausgangspunkt für das Thema dieses Heftes ist aber natürlich – wie könnte es anders sein – ein ernster: Wir sind Teil einer Welt, die unüberschaubare Möglichkeiten im Blick auf Lebenswege, -konzepte und -entscheidungen bereitzuhalten scheint. Wie Vögel, denen auf einmal der Käfig geöffnet wird und die plötzlich ausprobieren müssen, was jetzt mit der Freiheit anzufangen ist.

Jede und jeder hat sein oder ihr eigenes Leben zu entwerfen, ohne auf vorgeprägte Muster zurückgreifen zu können. Das stellt sich nach außen als Erlebnis mit Spaß und Lust dar, steht zugleich aber unter der Erwartung der Effizienz und Optimierung.

Schwäche zeigen? Nicht gut aussehen? Die Lust verlieren? Fehlanzeige. Wer genauer hinschaut – in sich selbst hinein wie auch im Miteinander auf Partner, Freunde, Mitmenschen … sieht hinter der Fassade aber auch bei aller Freiheit und ­Kreativität mitunter Erschöpfung, Überlastung, Schatten und Grenzen als Kehrseiten der Lust auf Leben.

Gemeindepädagoginnen und andere kirchliche Mitarbeitende sind in allen Praxissituationen mit dieser Spannung zwischen Kreativität und Überforderung konfrontiert – bei Kindern, Jugendlichen, Müttern und Vätern, bei ehren­amtlichen Mitarbeitenden, Kollegen wie sich selbst. Wohin führt mich mein Weg? Was gibt mir Orientierung? Wo finde ich selbst Labsal und Erfrischung?

Und nicht zuletzt: Welche Rolle spielt der christliche Glaube dabei? Ist Glaube eher Lust oder eher Last? Eher Freiraum oder Gefängnis? Wo ist sie zu spüren, Gottes schöne neue Welt?

Jesus ruft Menschen in der Freiheit und Zusage des Glaubens auf einen eigenen Lebensweg – in Verantwortung vor sich selbst, den Mitmenschen, der Welt und in allem vor Gott. Ist das mehr Last oder mehr Lust?

Diese Themen werden in unterschiedlichen Facetten in der aktuellen Ausgabe aufgegriffen. Die Beiträge zeigen: Es gibt kein entweder Last oder Lust, sondern immer ein sowohl als auch. Lust auf Leben im Lebensentwurf wach zu halten ist sicher eine wesentliche Dimension von Pädagogik und Glauben. Den Dialog zu fördern, nach immer wieder guten Ansätzen in der Praxis zu suchen, ist unser Anliegen. Möge die Kraft des in die Freiheit berufenden Geistes Gottes uns dabei anstacheln wie auch halten und orientieren.