Kooperation/Vernetzung/Gemeinwesen (Heft 3/2016)

Menschen kommunizieren und handeln miteinander, wenn sie sich begegnen. Sie nehmen einander wahr, verständigen sich über ihre Wahrnehmungen und Deutungen. Sie interagieren – zunächst und meist eher beiläufig, informell, ohne bewusstes Ziel. Davon unterscheidet sich Kooperation. Im Unterschied zur eher absichtslosen Interaktion zeichnet sich Kooperation durch eine wie auch immer geartete bewusste Verständigung zwischen Interagierenden über gemeinsame Zielstellungen und Vorgehensweisen zum Erreichen der Ziele aus.

Für kirchliche Praxis und gemeindepädagogische Bildungsarbeit ist Kooperation keinesfalls eine Besonderheit oder neue Herausforderung, sondern Normalität und Selbstverständlichkeit. Gemeindepädagogische Praxis ist als intendierter Prozess der Kommunikation des Evangeliums ein kooperatives Geschehen. Es setzt Interaktion voraus und baut auf ihr auf. Kommunikation des Evangeliums geschieht immer als Interaktion und als geplantes Geschehen in zweckorientierter Zusammenarbeit zwischen mehr als einer Person oder Organisation.

Noch immer nicht selbstverständlich ist allerdings, dass sich Vernetzung und Kooperation in evangelischer Perspektive nicht primär auf die Institution Kirche, evangelische Kinder-, Jugend-, Konfirmanden-, Familien-, Erwachsenen- und Seniorenarbeit beschränken kann und lässt. Im Gegenteil: Nicht kirchliche Praxis setzt die Strukturen und Normen für die Interaktion von Menschen, nicht die Kirche darf erwarten, dass die Menschen zu ihr in ihre Strukturen und Angebote kommen, sondern: Die Menschen haben ein Recht darauf, dass sich Kirche in ihre Strukturen begibt, sich mit ihnen vernetzt und das Evangelium in den alltäglichen Netzwerken und Kooperationszusammenhängen kommuniziert, in denen Menschen ihr Leben leben und ihre Ziele miteinander erreichen wollen.

Deshalb stellen die modernen sozialen Netzwerke wie auch die unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Bewegungen die Kirche vor für sie neue Herausforderungen: Die eigene Botschaft und die eigene Institution in den Dienst der Menschen zu stellen, denen das Evangelium gilt, und mit ihnen zu kooperieren, anstatt zu erwarten, dass die Menschen sich in die Kirche einpassen und in ihr kooperieren.

Einige Beispiele, wie mit dieser Logik kirchliche Praxis entwickelt wird, zeigen wir in diesem Heft. Es wird aber auch deutlich, wie groß die Herausforderung und wie weit der Weg zum Paradigmenwechsel einer Kirche in Kooperation und Vernetzung tatsächlich noch ist. Wir sind gespannt – auf das, was kommt, und auf das, was Sie uns an Echo zurückgeben.