Konflikte (Heft 3/2014)

Beziehungskonflikte, Sachkonflikte, Zielkonflikte, Wertkonflikte, Macht­konflikte, Interessenskonflikte, Verteilungskonflikte, Entscheidungs­konflikte … – Konflikte in der Gemeindepädagogik sind an der Tagesordnung. Sie sind in sozialen Systemen, insbesondere in Bildungskontexten und Bildungsprozessen, eine Grundgegebenheit. Mitunter werden sie sogar didaktisch initiiert oder taktisch geschickt eingesetzt. Bilden sie nicht einen Nährboden und zugleich den Stoff für soziale oder auch religiöse Bildungsprozesse?

Nach einer gängigen Definition sind Konflikte Störungen, die einen Handlungsablauf unterbrechen und als belastend empfunden werden. Aus dieser Definition geht hervor, dass Konflikte nicht gewollt sind. Oft werden sie besonders in der Kirche sogar als äußerst problematisch empfunden. Denn wer sich in der Freizeit in der Kirche engagiert oder sich aus tiefer Glaubensmotivation für einen kirchlichen Beruf entscheidet, tut dies oft aus dem Wunsch, in einem möglichst und vermeintlich harmonischen, verständnisvollen, wertschätzenden, beziehungsintensiven und lösungsorientierten Umfeld tätig sein zu können. Konflikte sind dabei zunächst auf dem persönlichen Lehrplan. Und dennoch gibt es sie gerade immer wieder auch im Alltag von Kirchengemeinden und unter kirchlichen Mitarbeitenden, in Kinder-, Jugend- oder Erwachsenengruppen oder in der kirchenleitenden Ebene. Das wird dann als besonders schmerzlich, belastend, widersinnig empfunden.

Allerdings ist das normal: Wo Menschen in sozialen Systemen hoch motiviert und engagiert miteinander arbeiten, treten die jeweiligen Charaktere und Persönlichkeitsstrukturen nahezu unverstellt hervor, zeigen sich die jeweiligen Motivationslagen und Interessen überdeutlich und bedarf es intensiver Verständigungen und Aushandlungen darüber, gemeinsame Lösungs- bzw. Handlungsstrategien zu entwickeln. Manchmal scheint das dann unlösbar, manchmal werden Konflikte verdeckt, verdrängt, unter den Teppich gekehrt. Manchmal scheint es auch so zu sein, dass das Verharren in einem Konflikt bequemer als seine Bearbeitung erscheint, weil man sich so nicht verändern muss. Mitunter wird sogar der Glaube dazu benutzt, eine Lösung von Konflikten zu verhindern.

Wer mit gemeindepädagogischen Mitarbeitenden zu tun hat, bekommt mit­unter leicht den Eindruck: Hier ist ein besonders konfliktträchtiges Feld.

Tatsächlich gehört es ja auch zur pädagogischen Profession, Probleme identifizieren und Konflikte benennen zu können. Es ist dran, sich diesem Thema einmal differenzierter zuzuwenden. Das tun wir hiermit. Wir bieten Praxiseinblicke in Konflikt­situationen und -felder in Kirche und kirchlichen Bildungszusammenhängen, die sämtlich auch Bearbeitungs- oder Lösungsstrategien zeigen. Vielleicht ist das für manche von Ihnen in vergleichbaren Situationen eine Veranlassung, den eigenen Konflikt in einem neuen Licht zu sehen. Vielleicht aber ergibt sich aus dem einen oder anderen Beitrag auch eine Idee, mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen noch einmal über Konflikte und den Umgang mit ihnen zu arbeiten.